Richard Puza, Stefan Ihli, Engelbert Frank, Nach Scheidung im Recht
Die Rechtsstellung wieder verheirateter Geschiedener in der katholischen Kirche. Ein ortskirchlicher Entwurf. Tübingen 2001. ISBN: 3-8311-3067-1. 19,90 Euro.
Buchstäblich seit Jahrzehnten wird in der Kanonistik das Problem diskutiert, wie pastoral mit wieder verheirateten geschiedenen Gläubigen umgegangen werden soll. Dabei wurden verschiedene Lösungsansätze vorgestellt, die jedoch zumeist wenigstens insofern nicht allgemein akzeptiert wurden, als sie nicht in Übereinstimmung mit der lehramtlichen Position der Kirche standen. Auf der anderen Seite steht diese Lehre der Kirche, die jedoch in der Praxis schwierig umzusetzen ist, da sie die Betroffenen in ihrer schwierigen, im Einzelfall vielleicht ganz unverschuldeten Situation nicht erreicht. Nicht jeder Betroffene sieht es für sich als Lösung an, entweder zum alten Partner zurückzukehren oder enthaltsam zu leben. Gerade z. B: im Zusammenhang mit der religiösen Erziehung der Kinder kommt es dann zu Problemen hinsichtlich des den Betroffenen nicht erlaubten Sakramentenempfangs. |
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Wie sieht der Umgang mit dieser Problematik in der Praxis aus? Diese Frage stellte sich schon im Jahre 2000 der Tübinger Kirchenrechtslehrstuhl von Prof. Dr. Richard Puza. Anhand einer Umfrage unter allen Diözesen im deutschen Sprachraum konnte hierzu ein Befund erhoben werden, der zeigte, daß die Antwort auf die Frage recht unterschiedlich ausfällt. Genau genommen, ist der Umgang mit Wiederverheirateten nicht einmal innerhalb einer Diözese in allen Pfarreien gleich, was vollends unbefriedigend ist. Mit welcher Begründung sollte einem zur Kommunionbank Tretenden die Kommunion verweigert werden, wenn er sie in der benachbarten Pfarrei erhält - oder anders gefragt: Ist dies gerecht? Um die Thematik für die eigene Diözese (Rottenburg-Stuttgart) zu problematisieren, wurde im Jahre 2001 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen ein Studientag zu der Frage abgehalten. Teilnehmer waren u. a. Pfarrer und Diözesanratsmitglieder. Wesentliches Element des Tages war die Diskussion eines Entwurfes einer diözesanen Ordnung, die den Umgang mit Betroffenen regeln und für gleiche Verhältnisse sorgen sollte. Um zunächst, als Grundlage für weitere Diskussionen. eine einheitliche Situation zu schaffen, hielt sich dieser Ordnungsentwurf in den Grenzen des geltenden Rechts. Damit sollte auch dieses allen Betroffenen deutlich zur Kenntnis gebracht werden, da viele Gläubige nicht um die ihnen auch nach Wiederheirat noch bleibenden Rechte wissen. |
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Aus der Tagung wurde dann ein Buch, das alle Referate des Studientages sowie den Entwurf der Ordnung enthält. Näherhin sind eine Einführung von Prof. Dr. Richard Puza zu finden, in der u. a. auch die bisher diskutierten wissenschaftlichen Lösungsmodelle vorgestellt werden, ein dogmatisches Referat von Prof. Dr. Bernd Jochen Hilberath (Tübingen), sowie informative Beiträge von Stefan Ihli und Engelbert Frank (Rottenburg) über die lehramtliche Position und über Sinn und Zweck des Ordnungsentwurfes. Auch die Ergebnisse der erwähnten Umfrage unter den deutschsprachigen Diözesen werden von Prof. Puza vorgestellt. Der Ordnungsentwurf ist durch Register erschlossen. |
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Dieses Büchlein (200 Seiten) soll hier dem Leser empfohlen werden. Es will vor allem zwei Dinge bewirken: Rechtssicherheit schaffen bzw. anregen und ermuntern, die wissenschaftliche Diskussion um das Thema in die Praxis zu übertragen. Auf der Basis einer gemeinsamen Grundlage kann dann zusammen weitergedacht werden. So ist der Sammelband eine gute Anregung auch für Diskussionen vor Ort mit und um Betroffene. |
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Stefan Ihli |