Missionarischer Pragmatismus?

Die Apostolische Konstitution Praedicate Evangelium im Licht von Macht und Teilhabe bei Francisco Suárez SJ (1548-1617)

Abstract

Die Kurienkonstitution Praedicate Evangelium reiht sich in eine Reihe von kurialen Reformdokumenten ein, die in den letzten 500 Jahren in Rom promulgiert wurden. In den ersten Kommentaren zur gegenwärtigen Reform wird dabei vor allem auf die Möglichkeit verwiesen, Laien in kurialen Leitungspositionen einzusetzen, wobei hier eine alte Diskussion um Macht und Teilhabe von Laien an kirchlicher Leitungsgewalt wieder angestoßen wird. Als fundamentalkanonistisch-historischer Beitrag möchte dieser Artikel dabei das Denken des Jesuitengelehrten Francisco Suárez SJ (1548-1617) über kirchliche Macht und Teilhabe beleuchten. Mit Papst Franziskus vereint Suárez, der als doctor eximius die moraltheologische und kirchliche Diskussion in den letzten Jahrhunderten „maßgeblich“ (Virt) beeinflusst hat, nicht nur der Name, sondern auch die Mitgliedschaft im Jesuitenorden. Ferner schreibt Suárez in einer Zeit, die mit Immensa Aeterni Dei von Papst Sixtus V. (1588) ebenfalls eine Kurienreform vorzuweisen hat, wobei der Jesuit Weihe- und Leitungsgewalt nicht nur zwei verschiedenen Gesetzesarten – dem Neuen Gesetz und dem kanonischen Recht – zuordnet, sondern mit seiner Konzeption einer sacra potestas die kirchliche Jurisdiktionsgewalt, ähnlich wie in Praedicate Evangelium, der übergeordneten Sendung der Kirche unterordnet und so als Mittelweg zwischen widersprüchlichen Meinungen Leitungsgewalt durch Laien im Rahmen eines missionarischen Pragmatismus auf theoretischer Ebene theologisch begründet und ermöglicht. Die Auseinandersetzung mit Suárez kann so zeigen, dass die Apostolische Konstitution nicht nur auf traditionellem Grund steht, sondern Leitungsgewalt in diesem Sinne bereits zur ersten Kurienreform im Sinne von Praedicate Evangelium in thomistischer Tradition ähnlich gedacht wurde.